Reflexionen zur Krise, den Menschen in ihr und den Umgang miteinander.
Der Titel hat nicht viel mit dem Artikel zu tun und ist nur ein Randgedanke. Ich kotze mich einfach ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten mir unbekannter Menschen hier, auf meinem Blog, aus.
Wo sind die Fehltage, die Überstunden, wo die Unterstützung, die bereits wieder auf den CSU-Plakaten prangt? Ich gehe durch den Stadtteil mit den Yachten auf der einen und den höheren Häusern mit hässlichen Fressläden im Erdgeschoss auf der anderen Seite der Brücke. Dort findet man sie wieder vermehrt. Die Hackfressen.
Sie glotzen mich an, Mütter von Kindern, Ehemänner von Hausfrauen und die junge Moderne mit der Bluse. Zugeknöpft. Das passt ganz großartig. CSU, genau, euch wähle ich, weil ihr euch so brennend für Familienpolitik interessiert. Letztes Jahr vor allem, da war das ja genau euer Ding…
Ich erinnere mich. Eines Morgens auf dem Rückweg vom Spielplatz, gerade wieder geöffnet: Die Kirchenglocken schallen mir entgegen, und zum ersten Mal seit Wochen sehe ich wieder viele Menschen aus der beschlagenen Tür kommen. Viele grauhaarige Menschen. Sie geben sich die Solidaritätsellbogen und hüsteln brav unter ihre Stoffmasken. Auch im Freien natürlich, und auf dem Rad.
Und während vor der Kirche so diese durch OP- und Stofffetzen nicht aufzuhaltende Corona-Cluster-Party läuft, sind die Kitas in Bayern weiter zu. Anders ist das für Friseursalons und Pediküreschuppen. Bald werden auch Konzerthallen öffnen, natürlich nur mit doppelt vorauseilender Gehorsamsabsicherung gegen alle Eventualitäten – also Fake-Freundlichkeits-Popelfänger-2-Maske und negativer Test. Eins von beiden ist ja bekanntlich nicht genug.
Wie auch? Corona ist gefährlich. Wie Krebs. Eine Zelle genügt, um einen Tumor zu starten. Ein einziger Oppa mit false negative, und hui, wir werden alle sterben und die Philharmonie mit uns in den Abgrund reißen.
Kurze rhetorische Frage: Wie lächerlich ist es eigentlich, einem Haufen Musiker mit Masken beim Spielen ihrer Instrumente zuzusehen? Welch Gebahren? Was? Was ist das bitte? Was für eine bodenlos lächerliche Farce von Kultur muss das? Ich versuche immer, es mir vorzustellen, aber dann möchte ich doch lieber nicht. Ich möchte da auch nicht hin. Allein schon deshalb, weil ich mich bei diesem Anblick vermutlich von oben bis unten vor Lachen nass machen würde, mit Tränen und Pisse zugleich.
Aber sei’s drum. Der Punkt, den ich zum Ausdruck bringen wollte, war: Egal worum es geht, die Kinder kommen zuletzt. Und damit praktisch aller anderer Scheiß vor ihnen. Insbsondere aber der, der die klassischen (pun intended) 75+ CSU-Stammwähler pleased, scheint’s mir.
Der ganze Lockdown schränkte praktisch betrachtet ja vor allem Familien ein. Die Eltern, welche monatelang keine Betreuung und keinen vernünftigen Schulunterricht hatten für ihre Kinder, die durften weiter arbeiten ohne Gnade. Während Schulen und Kitas zu waren, wurden bereits wieder fleißig Messen abgehalten. Und hinterher kann der durchschnittliche Messbesucher, der sich statistisch in heiliger Einigkeit mit dem durchschnittlichen Corona-Toten darstellt, noch schön zur Fußpflege gehen. Bravo pour le Clown. Und das soll ich nicht höchst unpassend finden?
Wenn denn die Risikogruppe denn wirklich so risikös ist – wieso bitte öffnen dann genau die Gelegenheiten zuerst die Pforte, bei denen selbige sich gern versammelt? Ist das nicht ein bisschen, nun, wie sag ich’s… kontraprodukitv… nein… sinnfrei… hm, nein… idiotisch? Vollkommen hirnverbrannt? Blöde? Nein?
Versteht mich nicht falsch, ich habe überhaupt nichts gegen alte Säcke und ihre rituellen Veranstaltungen. Geht in Frieden. (Aber geht mir aus dem Weg, vor allem beim Einkaufen, wenn der Eigen- und Fremdschutz mal wieder nur das Kinn ziert und der Rotz in die Richtung meines gerade mal nicht erkälteten Kindes flattert.) – Ich verstehe nur nicht, wie es sein kann, dass der nicht-einkommensunabhängige (also nicht pensions- und rentenempfangende) Teil der Bevölkerung konsequenterweise für Monate von vorne bis hinten gefickt wird, während Oma und Opa praktisch keine Einschränkungen zu spüren haben.
Kleine Anmerkung: Ich nehme hier natürlich die armen Ömchen im Heim aus. Die habe ich selbst mal gepflegt und ich weiß, wie beschissen das ist. No pun this time. Ich rede hier aber über eine moralische und praktische Polarisierung, und in diesem Vergleich geht es um die beiden Gruppen der überalterten konservativen Wählerschaft und der mundtoten arbeitenden Eltern, die sich jeden Mist bieten lassen. Und dafür ist das ganze Altenheimthema jetzt nicht so unheimlich relevant. Ich wollte es aber nicht völlig unberührt lassen. Okay? – Okay.
Ich meine, was machen denn meine relativ fitten aber doch eher alten Verwandten so? Wie kommen die mit dem Lockdown klar? Nun ja. 2020 stellte sich bei einer nicht repräsentativen Umfrage mit all meinen alten Familienmitgliedern heraus: Sie machen das gleiche wie auch 2019 schon. Sie sitzen im Garten, rupfen Löwenzahn, spielen Karten und trinken Bier (meinetwegen auch Kölsch). Die meisten trafen auch weiter ihre Freunde und sahen ihre Enkel.
Daneben führte der Kita-Lockdown 2020 auch dazu, dass die ach so gefährdete Risikogruppe nun für die Kinderbetreuung einsprang. Ungefähr meine komplette Straße und alle Eltern in meinem Team auf Arbeit griffen auf ihre Großeltern zurück. Nix social distancing. Mehr so social displaying. – Selbst die schwerst Vorerkrankten winkten mir ab, wenn ich anbot, dass wir uns vor dem Besuch testen lassen könnten, und wenn ich es milde ausdrücken würde, müsste ich sagen: Nun ja, die Alten feierten high life, während wir auf dem letzten Loch pfiffen.
Ich will dabei kein Risiko abstreiten. Aber die Wahrnehmung des Risikos und die Außendarstellung unter Beobachtung waren wohl doch nicht so ganz synchron bei den meisten…
Und sicher, es ist ein bisschen doof, wenn man die vage Angst hat, durch einen der 10.000 Menschen, die man aktuell treffen müsste und sich dann bitte auch von ihnen anniesen oder abschlecken lassen müsste, mit dem für subprozentual viele Menschen der Gruppe noch bewegungsfähiger älterer Herrschaften tödlichen Virus infiziert zu werden. Es ist ein bisschen unbequem, wenn man zum Einkaufen eine Maske tragen muss, die tatsächlich schützt. Eine Maske, die man einen Tag vor der FFP2-Pflicht übrigens nicht getragen hat, weil man, ja was jetzt, überhaupt keine Angst hatte – oder so? Hm. Genau…
Ja, es ist schon blöd, wenn man nicht mehr arbeiten muss und den ganzen Tag so vor sich hin dümpeln kann, mal geht man zum Rewe, mal zum Edeka, die nicht ganz so Privilegierten treffen sich bei Norma. Der Schrebergarten ist nicht verboten, wenn man denn einen hat, und auch die Parkbank oder der Anglerteich lockt. Ja, es ist alles etwas schwieriger als sonst, aber man hat ja doch schon Schlimmeres gesehen, wenn es denn auch lange lange her ist…
Und ich höre auch viel Mitleid in diesen Tagen von älteren Herr- und Frauschaften. Viel Nicken. „Uns geht es eigentlich ganz gut“, sagt meine über sechsundneunzigjährige Großtante, „aber die armen Kinder“. Viele zeigen Verständnis und Mitleid, haben aber auch Angst und glauben dem, was sie eben überall gepredigt bekommen.
Und viele, die einem mitleidig zunicken, beten gleichzeitig zu Götzenbildern wie Karl Lauterbach und Christian Drosten, ehrfürchtig und fürchtig. Die Gleichen tun eben auch rein gar nichts, um dieses klaffende Ungleichheitsloch zu schließen. Die Gleichen, die eigentlich aus Lebenserfahrung kritisch sein müssten, was Politik angeht, sind es einfach nicht.
Ich finde deshalb die Spaltung, zu der dieser Lockdown geführt hat, alles andere als überraschend. Wir sind von dem bösen Vorschlag über minimale Einschränkungen für Ältere zu einer maximalen Rechtebeschneidung für Familien übergegangen – binnen Tagen. Und das sollen wir jetzt fressen, als neue Normalität akzeptieren und am besten bis 2025 bejubeln. Das ist dann solidarisch oder so…?
Nee. Ist es nicht.
Es ist nicht solidarisch, dass sämtliche Menschen, die sich vor der Erkrankung nicht einmal marginal zu fürchten haben, nämlich die Gruppe durchschnittlich gesunder Arbeitnehmer mit Kindern, sich für die Gruppe einschränken, die wirklich davon bedroht ist, sich aber am allerbesten selbst schützen könnte – durch etwas dermaßen Banales und Unaufwändiges wie mal eine Maske beim Einkaufen oder mal einen Test, wenn Besuch kommt.
Nee, Leute. Es ist nicht solidarisch, dass mein Kind nicht in die Kita kann, während in der Kirche der Corona-Clusterfuck stattfindet.
Es ist nicht solidarisch, dass die Omas sich schön die Füße und eine passende Dauerwelle machen lassen dürfen, während die Kinder meiner Freunde immer noch nicht richtig in die Schule können.
Das alles war nicht solidarisch. Es war unnötig.
Was solidarisch gewesen wäre, ist folgendes: Die Leute, die letztlich die ITS voll machen, die müssen sich schützen. Die und nur die. Kinder, junge Erwachsenen und sonstige fitte Leute lassen wir bitte mit dem ganzen Drama in Ruhe.
Diesen Gedanken von „mitgehangen, mitgefangen“ werde ich nie verstehen. Und das kommt v.a. aus meiner Perspektive als jemand, der mal in der unangenehmen Situation war, viel zu wenige Leukozyten zu haben. Die Dinger, die du brauchst, um eine Immunabwehr zu machen. Bei Infektionen gehen sie rauf, bei Leukämie auch, und ansonsten stören sie nicht weiter. Die hatte ich nicht. Schnupfen wäre schlimm gewesen. Schlimm bis richtig krank bis tot. Wollte ich nicht. Habe brav eine Maske getragen. Und? War das schlimm? Nee. War unangenehm. War ein bisschen peinlich. Alle gucken dich an, mit diesem Blick: Oh, was hast du denn? Bestimmt was Schlimmes… Mein Punkt ist: Ich wäre im Leben nicht auf die Scheißidee gekommen, dass alle auf mich Rücksicht hätten nehmen müssen, weil ich krank war. So what? Es ist mein Problem. Es ist nicht schön. Es ist toll, wenn Leute Rücksicht nehmen. Aber es ist keine Selbstverständlichkeit. Nur weil ich zu wenige Leukos habe, heißt das nicht, dass alle anderen keinen Spaß mehr haben dürfen. Und genau so sehe ich die Sache mit der Risikogruppe auch.
Davon, dass ich mich einschränke, haben die sowieso nichts. Eine Maske reicht. Tragt sie einfach richtig und gut. FFP2 funktionieren, wenn man sie richtig verwendet. Das ist völlig ausreichend. Menschen meiden, aufpassen. Aber nur, weil ein paar Idioten es nicht schaffen, neben der Maske auch die Eigenverantwortung zu tragen, muss mein Kind leiden? Nee. Das ergibt keinen Sinn.
Solidarisch wäre gewesen, die Freiheit insgesamt zu erhalten. Sich dafür einzuschränken, dass sich nicht so viele Menschen insgesamt hätten einschränken müssen. Zu kapieren, dass mehr Leid nicht geteiltes sondern eben einfach nur mehr Leid ist.
Solidarisch wäre auch gewesen, wenn die Kita, welche mal eben zwei Monate komplett dicht gemacht hatte, danach ein bisschen Notversorgung mit einer Hand voll Kindern abhielt und nach wenigen Wöchlein „eingeschränkten Regelbetriebs“ (Also was nun, Regelbetrieb oder eingeschränkter Betrieb? Auch so schön blöd…), vielleicht wäre es nach dieser ganzen Zeit von keiner bis geringfügig erbrachter Leistung ja mal angezeigt gewesen zu sagen:
Hey, liebe Eltern. Ihr habt verdammt viel geleistet. Ihr habt gleichzeitig arbeiten müssen und unsere Arbeit gemacht. Ihr habt Kleinkinder auf dem Schoß bespaßt und währenddessen an Telefonkonferenzen teilgenommen. Nicht mal, sondern ständig. Ihr habt bis 22 Uhr nachts gearbeitet, um eure Stunden vollzukriegen, während wir im Garten saßen und keine Angst um unsere weiterhin von euch finanzierten Jobs haben mussten. Ihr habt fast nichts von euren Gebühren zurück bekommen, ihr hattet keine Pause, keinen Urlaub, keine Zeit für irgendwas.
Wir, wir Kita-Träger, Erzieher, Lehrer, wir machen für euch auf. Wir hatten nun schon monatelang vollentgeltlichen Urlaub. Ihr habt verdient, etwas zurück zu bekommen. Wir müssen das nicht tun, aber wir machen das jetzt einfach. Wir sind einfach für euch da. Wir machen den Sommer über auf. Einfach so.
Das wäre mal solidarisch gewesen.
Aber ich glaube, die meisten kapieren nicht einmal, was für ein Schlag ins Gesicht es eigentlich war, nach monatelangem Warten die Kinder wieder in die Betreuung geben zu können, für vielleicht drei Wochen, und dann kommt ganz salopp, ohne jede Einfühlsamkeit, die gleiche dämliche Mail wie jedes Jahr: Fuck you, wir sind dann mal weg. Sommerferien.
Als ob nichts gewesen wär.
Wir haben jetzt Urlaub. Ach ja, und „wegen Corona“ machen wir sogar noch etwas mehr als sonst. Versteht ihr doch sicher. Zahlt ihr auch trotzdem, ne? (Ach ja, und damit es keine Missverständnisse gibt, haben wir noch eine Klausel in den neuen Vertrag geschrieben, dass in Zukunft die Kita gar nichts muss. Nichts zahlen und auch sonst nichts. Sollten wir mal wieder dicht machen „wegen Corona“. Das unterschreibt ihr dann mal schön, klar?) Also, zwei Tage Extra-Urlaub für uns und zwei Tage Pech gehabt und Minusstunden für euch. Das haben wir uns nämlich verdient. Nachgelegt wird zum unausgesprochenen Argument der Stunde ein tränendrüsenmassierendes „Um unsere Mitarbeiter zu schützen, die auch ihre Familien sehen wollen.“
Ah ja, ihr wollt auch eure Familien sehen? AUCH?
Man fragt sich schon, ob Menschen, die so etwas schreiben, eigentlich denken, oder ob ihre Hände ein Eigenleben führen, während diese die Buchstaben auf die so geduldige Nutzeroberfläche des Mailprogramms, das sie nie vollständig ergründen werden, bringen…
Ich glaube, sie tun es nicht.
Die Formulierung „wegen Corona“ ödet mich auch schon seit Beginn der Krise an. Sie ist einfach so verlogen und beschwichtigend. Nein, es liegt nicht an uns, es ist einfach Pech, höhere Gewalt, die Natur…
Diese ständige Euphemisierung geht mir unheimlich auf den Geist.
Es ist nicht und war nie „wegen Corona“. Es ist „wegen der behördlich angeordneten Maßnahmen“. Und so sollte es auch heißen, und so sollten es dann bitte auch alle denkenden Menschen formulieren, im Alltag, auf Zetteln, und in Gedanken. Kriegt dieses „wegen Corona“ aus euren Köpfen. Sars-Cov2 hat wohl kaum höchstpersönlich Cafébesitzern die Arbeit verboten oder Kindern die Spielplätze abgesperrt – oder dies als einzige plausible Implikation nach sich gezogen. Das haben alles Menschen getan. Menschen tun Menschen das an, nicht Viren.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in dieser Krise vor allem die Menschlichkeit fehlt oder auch der Menschenverstand, der diese bedingt. Wie kaum zuvor sind Menschen heute bereit, sich ganz frei heraus einen Dreck um andere zu scheren. (Insbesondere natürlich, wenn diese nicht gleicher und angepasster Meinung sind.) Jeder ist seines Glückes Schmied und das Glück der Anderen ist ja durch die Solidaritätsmaske beschützt. Damit ist man dann auch schon raus. Die wirkliche Verantwortung wird an der Kasse gegen einen mehrschichtigen Viskoselappen eingetauscht und sich anschließend hinter die Ohren geschmiert. Noch ein bisschen gerade rücken, fertig ist der neue Mensch.
Und ja, ich habe durchaus versucht, auch die andere Perspektive zu verstehen. Die der Ängstlichen, Uninformierten und Überforderten. Es fällt mir recht schwer, das gebe ich auch offen zu. Denn nein, ich kann zum Beispiel nicht nachvollziehen, warum man einen Beruf wählt, in dem man täglich Kleinkindern bespaßt, wenn man Angst vor Krankheiten hat. Kleinkinder sind neunmal im Jahr erkältet im Schnitt. Und das muss man dann eben abkönnen. Keimphobiker sind im Lehrer- und Erzieherberuf meiner Meinung nach einfach fehl am Platz. Ich werde auch nicht Dachdecker, wenn ich unter Höhenangst leide.
Und dass dann gerade in der Krise die, die eigentlich recht abgestumpft sein sollten bei dem Thema, teils solche Panik verbreiten (wir erinnern uns daran, wie Lehrerverbände mit Streik drohten, um den lieben Regelbetrieb abzuwenden), das ist schon merkwürdig.
So tragen etwa auch jetzt noch unsere zweifach geimpften Erzieherinnen Maske, und bei jedem Krankheitsfall, egal ob laufende Nase, einmal gehustet oder mal kurz auf den Rasen gespuckt, muss ein Schnelltest her. Unsere Kita verlangte gar gleich einen PCR-Test, obwohl dieser für symptomatische Fälle weniger sinnvoll ist als der Antigen-Schnelltest. Aber egal, Naturwissenschaftler mit medizinischer Ausbildung sollen die Fresse halten. Das Konzept steht, ich möge mich nicht einmischen. Ich könne mich ja beschweren, man bitte sogar darum.
Ah ja. Danke auch fürs Gespräch. Dann weiß ich ja wo ich stehe. Offenbar nicht an der Stelle des Kunden in einem Dienstleistungsverhältnis. My bad. Ich vergaß. Eltern sind ja diese dummen Kühe, die man melken kann, bis sie umfallen. Diese Bittsteller-Idioten. Bloß nicht zu Wort kommen lassen, die wollen nur nörgeln und ehrlichen lieben aufopferungsvollen Sozialberufsmärthyrern an ihren Heiligenschein pissen. Die sollen alle die Klappe halten, sonst stampfen wir mit dem Fuß auf und drehen es hinterher so absurd ins Lächerliche, dass der Andere sich fragt, was er falsch gemacht hat. Nie aber würden wir das tun. Wir sind perfekt. Wir wissen alles. Vor allem über Kinder, die nicht unsere eigenen sind. Noch mehr aber darüber, wie wir uns in jedem auch nur noch so winzigen Konflikt durchsetzen und kein einziges Wörtchen elterlicher Kritik an uns heran lassen. Das, das haben wir nämlich perfektioniert. Den längeren Hebel, den halten wir schön fest. Und wenn ihr was sagt, dann hauen wir ihn euch einfach um die Ohren und lachen dann im Laptop-Zimmer über eure verzweifelten Versuche, uns eure lächerlichen Probleme zu erklären. Ha ha ha.
Fun story an diesem Punkt: Mein Kind kotzt zu zwei verschiedenen unabhängigen, zeitlich weit versetzten Anlässen (seit wann Kotzen ein „erkältungsähnliches Symptom“ ist, weiß ich übrigens auch nicht) und ich muss dann als einzige Mutter in der Kita, in der mehrere Kinder wegen Übelkeit zu Hause bleiben mussten, einen PCR-Test nachweisen, weil das ja auffällig ist. Ah ja. Und als ich mich schickaniert fühle, da dies vorher nie nötig war, wird mir unterstellt, wir hätten der Kita nicht detailreich genug beschrieben, wie genau unser Kind denn am Wochenende so gekotzt hätte, und dann wird mir noch ganz einfühlsam und überhaupt nicht übergriffig nahegelegt, mich doch mal besser um mein Kind zu kümmern, welches schließlich – nach eingehender und völlig objektiver Begutachtung durch nicht medizinisch ausgebildetes und keinerlei künstlich dauergestresstes Kinderbetreuungspersonal – krank wäre. Also von Leuten, die nicht mal wissen, dass der Antigen-Schnelltest sinnvoller ist als der PCR im Falle tatsächlich symptomatischer Verläufe (was hier ja unterstellt wurde).
Ach ja, ich liebe diese „sick until proven healthy“-Mentalität. Sagt meiner Meinung nach einfach alles über die Menschen, die so denken. Früher nannte man sie Hypochonder. Oder einfach Idioten.
Und skurrilerweise darf die Kita ja selbst auch – basierend auf deren „Hausrecht“ (toller Grund für jeden noch so dummen Müll übrigens) – ohne Begutachtung eines Dr.med. jede beliebige Anordnung aussprechen. Ich selbst kann hingegen nur mit Attest Kind-Krank-Tage in Anspruch nehmen – was sich im übrigen etwas schwierig gestaltet, wenn man mit einem mopsfidelen Dreijährigen in die Praxis spaziert kommt, dem rein gar nichts fehlt und das sich vmtl. lediglich beim Frühstück überfressen hat.
Ja, echt blöd, wenn man gleichzeitig einen Beruf und ein Kind hat. Sollte man abschaffen. Back to the Backofen, Haushaltsgeld gibt’s dann von der CSU, damit man sich auch mal eine goldene Stopfnadel kaufen kann zum Frauentag.
Bei solchen Praktiken des, nennen wir es doch, was es ist, „Heimschickens bei jedem Furze“, da kommt schon der ein oder andere ungläubige Gedanke in einem auf, muss ich sagen… Ich frage mich da schon manch einmal, so ganz theoretisch, wer denn eigentlich ein Interesse daran haben könnte, dass mein Kind, dem es gut geht, für eine halbe Woche nicht in die Kita kann. Ob es denn etwa weniger „stressig“ sein könnte, eine kleinere Gruppengröße zu haben? Hm. Ja, das wäre doch vielleicht sogar ganz angenehm in diesen schweren Zeiten?
Ja ja… Ich verstehe das. Es ist schon nicht leicht, so als durchschnittlich eher junger und korrelierend dazu vmtl. recht gesunder Mensch mit hochinfektiösen, potentiell superspreadenden Kleinkindern arbeiten zu müssen, und das auch noch nachdem man sich diesen Leidens-, pardon, Leidenschaftsberuf irgendwann im Leben völlig freiwillig ausgesucht hat und zu diesem Zeitpunkt auch offenbar wusste, dass Kinder diese doofe Eigenschaft haben, ständig krank zu sein… Ja, schlimm…
Ich frage mich manchmal, wie ein Krankenhaus laufen würde, wenn alle Ärzte und Pflegenden sich so aufführen würden wie Kindergärtnerinnen und Lehrer heutzutage. Gut, manche tun das ja. Auch in dieser Zunft bleiben nicht alle cool. Aber die Beklopptheiten, die ich mir so als Mensch mit Kind im Laufe des letzten Jahres in unzähligen E-Mails habe reinziehen dürfen… ganz ehrlich, wer für diesen Bockmist Zeit hat, hat doch keine wirklichen Probleme. Diese ganze Word-Logistik-Orgie, die ist doch fast schon symptomatisch für die chronisch fehlende Fähigkeit, sich in die Probleme anderer Menschen, nämlich derer, für die man arbeitet, eindenken zu können.
Denn nein, ich lese nicht wöchentlich fünf A4 Mails von der Kita zu irgendwelchen winzigen Updates zu deren zwanzigseitigem Corona-Protokoll. Mir reichen schon völlig deren von Jahr zu Jahr bekloppter werdende Schuhwerk-Ansprüche. Im Ernst, wie soll ich denn bitte Menschen ernst nehmen, für die es schon Stress ist, einem Kind eine Schleife zu binden? Reanimier mal zehn Leute an einem Tag und dann halt einfach die Fresse.
Sorry, es musste raus. Nein, ich nehme es nicht zurück. Manche Sachen sind stressiger als andere, kapiert das endlich und heult nicht über euren minimal anstrengenden und noch dazu vmtl. an sich menschlich ziemlich bereichernden und schönen Beruf rum. Falscher Zeitpunkt, und ganz falsches Publikum!
Diese ganze Mentalität ist so absurd und deplaziert. Diese Forderung. Wir sollten doch endlich mal alle Verständnis haben dafür, wie die Frontline-Worker der Kitas in Deutschland 2020 für uns ihr Leben riskiert haben. Im Dauereinsatz, wenn auch bezahlter Weise nicht allzu selten daheim auf dem Balkon. Arbeit ist Arbeit, egal ob man sie machen musste, wa? Und wofür auch noch? Dafür dass ein paar mehr karrieregeile Akademikerinnen sich verwirklichen konnten? Ha!
Nein, kleinlaut sollten hier bitte die Eltern sein. Wer Kinder in die Welt setzt, muss auch B wie Bundesgesundheitsministerium und A wie Arbeitslosengeld sagen. Warum hat man denn bitte überhaupt welche, wenn man sich dann „nicht darum kümmern“ will, stimmt’s? Ich meine, was sind das bitte für Menschen, die trotz erfülltem Berufsleben gern eine Familie wollen, und dann aber nicht konsequenterweise jahrelang entgeldlos pausieren? Was sind das für Perverse, die es völlig vertretbar finden, Geld für Miete und mal einen schönen Urlaub zu haben, statt jetzt keinen Spaß und später keine Rente? Kranke Schweine…
Ja, wir Eltern. Wir sollten schon dankbar sein für diese tolle Familienpolitik, die uns einmal nachhaltig gezeigt hat, wie das überhaupt ist, sich um die eigenen Kinder kümmern zu müssen. #CoronaFerien #stayathome… Das war ein Erlebnis. Jetzt wissen wir mal, was wir an den privatisierten Hochdienstleistungsträgern unseres Sozialsystems wirklich haben.
Wir Eltern, die wir dachten, wir leben in einem Sozialstaat. Dem Ding, wofür wir zahlen, während wir diesen abartigen Tätigkeiten nachgehen, die ja eigentlich gar nicht nötig sind, und den wir dann noch frech „Arbeit“ nennen. Nötig sind überhaupt nur Sozialberufe, wie wir nun wissen. Klar, davon kann man, wenn es sein muss, ja auch ein ganzes Land erhalten.
Ein besseres Land. Ein Land ohne Gender-Pay-Gap und Patriarchat. Und trotzdem würde keine Frau mehr arbeiten müssen. Stellt es euch ruhig vor! Ich als ehemalige Krankenschwester, ich weiß wie wichtig die Sozialberufe sind. Und ich weiß auch genau, wie man ein Glasfasernetz in Stand hält oder einen Zug baut oder ein Restaurant betreibt. Ich bin nämlich wichtiger als alle anderen.
Was kannst du schon, du dummer Ingenieur? Systemrelevant? Haha! Ich kann dir in den Arsch pieksen, und sogar in den Oberarm. Ich kann dich impfen und dir ne Schlaftablette geben, nachdem es mir von einem Akademiker erlaubt wurde. Ich bin wichtig. Ich bin relevant. Ich will ne Gehaltserhöhung ohne zur Uni zu gehen und ne Wohnung in der Innenstadt und die Abschaffung des Kapitalismus, außer wenn’s drum geht, dass ich fressen und shoppen kann. Ich bin systemrelevant und du bist es nicht.
Ja… Ich könnte auch stundenlang weiter schreiben. Mein Sarkasmus kennt keine Erschöpfung. Aber ich denke, es ist nun genug. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Die Spaltung ist dumm, und dennoch ist sie nachvollziehbar. Sie war zu erwarten und ich bin Teil davon. Und es ist mir mittlerweile auch ganz schön egal.
Mein eigener Sozialberuf und die damit einhergehende Einbildung, besonders wichtig zu sein und was moralisch ganz Tolles zu tun, das habe ich noch nie verstanden. Es ist eben ein Job. Wenn man ihn mag, macht man ihn, wenn man ihn nicht mehr mag, lässt man es. In keinem Land ist es so einfach wie hier, mal eben komplett neu anzufangen, und es gibt keine wirklichen Ausreden, das nicht zu tun, wenn einem Verantwortung oder Gehalt nicht in den Kram passen.
Ich persönlich finde es okay, dass man für mehr Bildung und mehr Verantwortung auch besser entlohnt wird. Ich habe kein Problem damit, dass Schwester Stefanie Medizin studiert, wenn sie es zu mehr bringen will als einer Drei-Zimmer-Bude am Ostend. Und ich kann akzeptieren, dass ich austauschbar bin.
Weder finde ich Sozialberufe wichtiger als alles andere, sowohl in der Krise als auch losgelöst davon, noch meine ich, dass irgendwer mehr Recht auf Freiheiten hat als ein anderer Mensch. Wir alle haben das Recht auf unsere Freiheit. Aber wenn ich persönlich von einer Krankheit mehr gefährdet bin als ein anderer, z.B. weil ich alt oder adipös bin oder einfach nur Pech hatte, dann ist es trotzdem nicht meines Nachbarn, Kumpels oder Arbeitskollegens Problem, wie ich durchs Leben komme.
Ich erwarte auch z.B., dass Menschen über 80, die vom Leben ja nun hoffentlich einiges gesehen haben sollten (und wenn nicht, ist das ebenfalls nicht meine Schuld) so etwas wie Eigenverantwortung zeigen können. Dasselbe erwarte auch ich von Krankenschwestern, Ärzten, Erziehern und Lehrern.
Ihr seid verdammt noch mal alle erwachsen. Diese Berufe waren immer schon mit einem Risiko behaftet und sind es nach wie vor. (Lehrer und Erzieher haben dabei noch das geringste übrigens.) Und all das weiß man vorher. Das weiß man, wenn man sich den Beruf aussucht.
Wenn ich mit positivem MRSA-Abstrich nach Hause komme, besuche ich auch ohne Corona nicht als erstes meine Oma und schlecke sie ab. Und wenn ich ein kranker alter Sack bin, der kaum schnaufen kann, dann kann ich eben nicht zur Rush Hour mit schief hängender Behelfsmaske in die Kaufe schlurfen. Is halt nich. Na und?
Ich würde mir wünschen, dass all diesen schützenswerten Grüppchen doch mal die groschengroßen Schuppen von den Augen fallen würden, damit sie sehen könnten, dass es anderen Menschen ganz objektiv schlechter geht als ihnen.
Ich würde mir mal wünschen, dass kapiert wird, dass 3 Monate auf dem Balkon hocken und frei haben (losgelöst von moralischer Bewertung) einfach keine Belastung ist im Vergleich dazu Vollzeit zu arbeiten ohne Kinderbetreuung zu haben.
Ist das wirklich so schwer?
Und ja, ich hätte es nicht nur fair, sondern nötig, machbar und solidarisch gefunden, wenn sich von all den Sozialberufsverbänden mal einer vors Mikrofon bequemt hätte, um zu sagen: Leute, wir hatten schon genug frei und ihr offensichtlich nicht. Wir helfen euch jetzt mal.
Und es geht mir nicht einmal um dieses konkrete Beispiel. Nein. Das ist einfach nur schön, um zu zeigen wie wenig Solidarität eigentlich wirklich da war, und wenn, wie einseitig.
Ich als Mutter soll 24/7 Verständnis zeigen für Leute, die von der Krise quasi keinen Schaden davontragen aber selbst erfahre ich eigentlich nur Abwertung und werde mit Anforderungen, die sich von Woche zu Woche in Lächerlichkeit selbst überbieten, zugemüllt. Nee, sorry, ich habe kein Verständnis für das Gejammer der Risikogruppe oder das aus den angeblich so benachteiligten Sozialberufen.
Da habe ich noch eher Mitleid mit den ganzen Single-Leuten in meinem Freundeskreis. Die, die nicht in einer WG lebten 2020, die die keinen Freundeskreis mehr hatten, weil alle norm-konform gleich auf null Kontakte gegangen sind. Das kann ich noch wesentlich besser nachvollziehen als das substanzlose Gejammer gewisser Berufs- und Altersgruppen.
Ich kann hier auch die Angst und Panik allgemein nicht nachvollziehen. Gerade wenn ich mir unsere Kita-Klitsche so angucke. Am Anfang okay, ja, ich verstehe es, man ist vorsichtig. Bin ich eigentlich immer. Auch wenn ich persönlich der Auffassung bin, dass ein fittes Kind auch mit „Fieber“ (das fängt nicht bei 37,5°C an im übrigen) in die Kita kann, schicke ich es so nicht hin. Einfach so, weil ich es assig finde.
Aber dieses andere Extrem. Diese Keimphobiker-Frontline-Worker-Nummer. Nein, die kauf ich euch einfach nicht ab. Dann macht es nicht. Dann steigt gleich komplett aus. Ich finde nicht, dass man solche Leute in solchen Berufen braucht. Ja, in der Tat, da kümmer ich mich dann doch lieber selbst um mein Kind. Auch wenn dadurch meine Rente noch weniger wird und mein Lebensstandard leidet. Okay. Sei’s drum.
Aber ich lasse mich nicht von euch zum Arsch machen, wenn wir als Eltern objektiv die Gearschten sind. Ich lasse mir nicht verkaufen, dass es euch zu irgendeinem Punkt dieser Krise schlechter ging als uns Eltern. Ihr könnt mir auch nicht weismachen, dass es jemals gerechtfertigt war, mein Kind von jetzt auf gleich seinem sozialen Umfeld zu entreißen, sämtlichen Schulkindern Stoff- und Viskoselappen aufzuoktroyieren und eine ganze Generation unter Hausarrest zu stellen (da schließe ich die Alten ein, denn nein, auch das war nicht okay, wofür gab es denn bitte Tests – auch 2020 schon)?
Mit dem Blick auf diesen Sommer muss ich oft zurück denken, wie es letzten Sommer war, und im Winter. Und wie ich befürchte, dass es hier bald wieder sein wird. Traurig und trist. Unbegreiflich und dumm. Unbegreiflich dumm.
Wie man wieder argumentieren können wird, so viel man will. Wie selbst Studien aus dem Söder-Hauptquartier München keinen interessieren. Wie man so oft man will schreiben kann, dass das alles nichts bringt, und sie fressen es ja doch. Die Philosophie versteht nur so viel, wie sie liebt. Und sie liebt in diesen Zeiten das Drama.
Vielleicht brauchen einige von euch ja diese ganze Scheiße. Ich sicher nicht. Aber ihr. Vielleicht braucht ihr diesen Müll, diese Selbstkasteiung. Ihr habt keinen Krieg erlebt und nichts gelitten. Ich meine, ich habe wenigstens noch ein paar Jahre DDR gesehen. Aber diese ganzen Masken-Millenials, verwundert deren Hörigkeit wirklich? Mich erstaunt es nicht. Es ist nicht einmal eine Enttäuschung, denn ich hatte nie hohe Erwartungen an diese Generation.
(Das soll kein Rundumschlag sein, es ist einfach nur der Fluss meiner Gedanken. Die Alten haben uns mit ihrem Nachkriegskonsum die Umwelt vollgemüllt, die Jungen haben ständig die große Fresse, reißen aber nichts, wohnen bei Mami und brauchen zwanzig Pronomen für ihre Selbstfindungsorgie, und die zwischendrin arbeiten sich kaputt und haben keinen Nerv für eine Meinung mehr. Für uns sieht es halt so aus: Wir wollen einfach nur noch durchkommen. Und das ist schon traurig. Das kann es doch nicht sein. Seht ihr das denn nicht?)
Ich habe genau genommen überhaupt keine Erwartungen mehr an irgendwas. Ich glaube aber das ich sollte. Nämlich an mich selbst. Nämlich daran, dass ich nicht wortlos alles hinnehmen muss, dass ich sagen kann, was ich denke, und dass mir herzlich egal sein darf, was ein Großteil der Menschen von mir hält. Der Großteil der Menschen ist bekanntlich nicht besonders helle. Also was ist das dann für ein Maß? Hat mich noch nie interessiert.
Halte ich mich für heller als den Rest? Nö. Spielt auch keine Rolle. Ne Rolle spielt, dass ich in diesem Schmierentheater nicht mitmache, dass ich das und alle, die sich daran beteiligen, in der Tat für bekloppt halte. Und insofern erwarte ich von mir selbst vor allem zu wachsen.
Vielleicht möchte ich sogar diesen Sarkasmus loswerden, den ich hier zu Papier gebracht habe. Vielleicht möchte ich gar nicht so sein. Doch im Moment war es das, was ich sagen wollte. Im Moment fühlt es sich richtig an.
Das heißt nichts, Gefühle können durchaus dumm und unnötig sein (entgegen beliebter Behauptungen all-akzeptierender Feel-Good-Tabloids). Aber ich weiß aus Erfahrung, dass ich in solchen Selbsteinschätzungen oft ganz gut richtig liege. Ich habe mir meine Einstellung das ganze Jahr über bewahrt. Ich habe immer mal wieder gezweifelt, ich stehe bei weitem nicht hinter sämtlichen „Corona-Kritikern“ (und die Punkte, die mich an der Maßnahmenpolitik stören, sind eher kleiner und praktisch-wissenschaftlicher Natur).
Aber noch weniger stehe ich hinter irgendwelchen CSU-Fratzen, die mir ins Gesicht lügen, dass sie auch nur das Geringste für mich und meine Familie tun wollten. Wenn sie etwas hätten tun wollen, hätten sie es längst gekonnt. Das hier ist deren Regierung, deren Land. Bayern hat genau diese Idioten bereits mehrfach gewählt.
Ein Beispiel für deren Versagen: Wir hatten zwei Tage Notbetreuung von einem ganzen Monat ohne. Wir haben keinen Cent gesehen von dem angeblichen Unterstützungsgeld für Eltern. Das waren nämlich keine Tagessätze. Nö. Man hat es sich mal wieder schön einfach gemacht und den Eltern monatsweise Unterstützung zukommen lassen. Lach. Paar lächerliche Kröten, damit man sagen kann, man hat was gefördert. Und am Ende kommt eine Regel raus, bei der wir, selbst wenn wir unser Kind nur eine Stunde hingebracht hätten in diesem Monat, nichts mehr gekriegt hätten. Ist ja ganz großes Tennis, Leute.
Und nee, ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie das für weniger Privilegierte so läuft. Eine Freundin von mir ist arbeitslos und alleinerziehend. Dank Krise natürlich noch ein Jahr länger. Und dann noch eins? Schöne Aussichten.
Bringt mich auch dazu noch einmal klar zu stellen, dass mir Leidenskonkurrenz am Arsch vorbeigeht. Wie oben dargestellt, geht es subjektiv jedem irgendwie beschissen. Aber objektiv ist es eben nicht das gleiche. Insofern hoffe ich, dass bald noch viel mehr Leute ihre Meinung sagen. Leute, die es schwerer hatten als wir. Leute, die sich auch vor den Kopf gestoßen fühlen von so wenig echter Solidarität und so viel Selbstbeweihräucherung. Traut euch! Ist der Ruf erst ruiniert…
Ich jedenfalls bin fertig mit diesem Land und vielen seiner Menschen. Einfach fertig. Ich bin fertig damit, mich vor der Verurteilung durch Leute zu fürchten, die gar nicht wissen, wovon sie reden. Oder vor solchen, die Behauptungen aufstellen und dann von mir einen Gegenbeweis fordern. Ich bin es leid und ich verschwende dafür keine Energie mehr. Ich schaue im übrigen weder „alternative Formate“ noch sonst irgendwelche. Ich bediene mich meist nur an Publikationsdatenbanken. Habe gar keine Zeit für diesen Medienquatsch, den ihr euch da gegenseitig an der Verschwörungstheorien-Abwehrfront so zuschickt. Ich hab vor der Pandemie das Radio ausgemacht, wenn Söder seinen Mund geöffnet hat, und das wird auch danach so bleiben.
So lange ich hier lebe, habe ich eben immer versucht, das Beste daraus zu machen, selbst in den hässlichsten Städten schöne Orte zu finden. Selbst unter der dümmsten Regierung das Meiste aus seinem Leben machen. Und selbst die übelsten Behauptungen nicht so ernst nehmen. Auch bei der sinnlosesten Wahl eben das geringste Übel ankreuzen und sich sagen „Immerhin leben wir in einer Demokratie.“ Aber ich bin wohl einfach grundsätzlich durch mit all dem hier jetzt. Ich möchte es mir nicht mehr schön reden, auch wenn es schöne Städte und nette Menschen hat.
Was spielt es denn für eine Rolle, wenn das, was am Ende zählt, nicht da ist?
2 comments
Danke.
Was mit den Kindern passiert ist, und der Schaden der daraus mittel und langfristig entstanden ist ist unverzeihlich.
Schade, dass so viele immernoch etatistisch an diesem Scheißsystem festhalten… aber das System ist halt eben auch nur so stark wie wir es machen und sein lassen..
Entziehen in jeder Hinsicht und unser eigenes Ding ansagen ist angesagt. Jetzt mehr als je zuvor. Denn sie werden nicht damit aufhören..
Ich finde es schon krass, wenn Leute jetzt anfangen mit „Wir sind doch relativ gut durchgekommen.“ Kein Sinn für die Probleme der Kinderseelen und kein Weitblick, kein common sense, von medizinischer und menschlicher Bildung ganz zu schweigen. Schon traurig…